Institut für Rechtsmedizin
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Rechtsmedizinisches Seminar: Neues Programm zum Wintersemester 2010/2011

Für unser Rechtsmedizinisches Seminar ist das aktuelle Programm für das Wintersemester 2010/2011 erschienen. Das vollständige Programm finden Sie im Menü unter "Aktuelles | Veranstaltungen | Rechtsmedizinisches Seminar". Beispielsweise hat das Seminar am 16.02.2011 das Thema "Isotopengutachten – Beurteilung ihrer Aussagekraft anhand von identifizierten Personen".

19.10.2010

Oberschenkelknochenhälfte

Hälfte eines Oberschenkelknochens eines unbekannten Neugeborenen

Seit dem Jahr 2003 wurden am Institut für Rechtsmedizin der Universität München etwa 70 Isotopengutachten zur Bestimmung der geographischen Herkunft und Aufenthaltsorte von unbekannten Toten erstellt. Die Gutachten wurden von Polizei und Staatsanwaltschaften aus ganz Deutschland, in einigen Fällen aus Österreich, Schweiz und den Niederlanden in Auftrag gegeben. Isotopengutachten an unbekannten Toten wurden für aktuelle Fälle und für solche, bei denen sich selbst nach jahrelangen Recherchen keine Hinweise zur Identität der Personen ergeben haben, erstellt. Es handelt sich beispielsweise um Fälle von menschlichen Skelettteilen, die erst nach einer Liegezeit von mehreren Jahren entdeckt wurden und keinem Vermissten zugeordnet werden können. Oder aber um Wasserleichen, von denen z.B. nur der Torso aufgefunden wurde. Es wurden auch Untersuchungen an Körpergeweben von tot aufgefundenen Neugeborenen in Auftrag gegeben, um die Herkunft und Aufenthaltsorte der Kindsmutter zu ermitteln.

Auffindesituation

Auffindesituation eines im Gebüsch abgelegten toten Neugeborenen

Im Idealfall kann die Herkunft bzw. der Aufenthaltsort einer unbekannten Person in einer definierten Lebensspanne auf einen Radius von 50-100 Kilometern eingegrenzt werden. Falls die Analysenwerte wenig spezifisch sind und kaum Informationen aus vorangegangenen polizeilichen Ermittlungen vorliegen, kommen häufig auch größere Regionen oder Länder als Herkunft bzw. Aufenthaltsorte einer Person in Betracht. Die regionale Zuordnung erfolgt im Wesentlichen auf der Basis einer Datenbank, die Isotopensignaturen von weltweit gesammelten Referenzhaaren enthält.

Auffindesituation

Auffindesituation eines unbekannten toten Mannes

Durch die Isotopengutachten ergeben sich Hinweise auf mögliche Herkunftsregionen von Unbekannten, durch die polizeilichen Ermittlungen gezielt weitergeführt werden können. Die Grenzen einer erfolgreichen Identifizierung von Unbekannten liegen weniger in einem "falschen" Isotopengutachten als in einem mangelhaften internationalen Austausch von Informationen. Viele der aufgefundenen Toten dürften aus osteuropäischen und den russisch-asiatischen Regionen stammen. Sie befinden sich möglicherweise schon seit Jahren nicht mehr in der Heimat, vielleicht lebten sie illegal in Deutschland. Nach Informationen hiesiger Behörden wurden Anfragen nach verschwundenen Personen in den potentiellen Herkunftsländern, z.B. in der Ukraine oder in Albanien, selten beantwortet, oder aber es lagen dort keine Vermisstenmeldungen vor, vielleicht weil die betreffende Person den Kontakt zur Familie oder ehemaligen Freunden abgebrochen hat. Diese die Ermittlungstätigkeiten erschwerenden Faktoren tragen mit dazu bei, dass einige Unbekannte möglicherweise auch in absehbarer Zukunft nicht identifiziert werden können. Die Aussagekraft unserer Gutachten können wir nur an denjenigen Fällen messen, bei denen die Identität der Personen und ihr Lebensweg mittlerweile geklärt sind. In einigen Fällen stimmten die Ergebnisse des Isotopengutachten sehr gut mit den tatsächlichen Herkunfts- und Aufenthaltsregionen der Personen überein, in anderen Fällen trafen die Interpretationen – aus im Nachhinein erklärbaren Gründen - weniger ins Schwarze. Wir sind für Rückmeldungen der Sachbearbeiter sehr dankbar, denn nur durch diese kann die Interpretation der Ergebnisse bei der Bearbeitung zukünftiger Fälle verbessert werden.

Weitere Informationen und Details zu den Terminen finden Sie auf der allgemeinen Seite zum Rechtsmedizinischen Seminar.


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